Im Gegensatz zum gleichermaßen verehrungswürdigen Nachbar Alhaurín el Grande, der die römische und maurische Geschichte aufrechterhalten hat und bescheiden zeigt, Alhaurín de la Torre hat seine eigene Geschichte mit beeindruckender Effizienz soweit versteckt, dass sie heute kaum aufzufinden ist. Sogar der Turm, dessen Name die Stadt prägt, ist schon längst nicht mehr da.
Die zwei Alhauríns sind einfach zu finden. Nehmen Sie die große Straße N-340 von Málaga in Richtung Süden und danach die Abzweigung auf die C-344 in Richtung Churriana. Dann folgen Sie einfach die kurvenreiche Straße entlang des Guadalhorce Tals und fahren Sie in die Sierra de Mijas hinein.
Dieser leichte Zugang zur Alhaurín de la Torre ist auch die Ursache der wirtschaftlichen Auferstehung und des kulturellen Abstieges der Stadt. Viele, die in Málaga arbeiten aber nicht in der Großstadt wohnen wollen, sind nach Alhaurín de la Torre gezogen und so ist sie zu einer typischen Pendlerstadt gewachsen. Wegen des aktuellen explosiven Zuwachses wird die Stadt seinen Nachbar in Größe und in der Einwohnerzahl zweifelslos bald überholen. Dann wäre es ironisch, dass Alhaurín el Grande doch die Kleinere der beiden Städte wäre.
Noch liegt die Stadt mitten in großen Anpflanzungen Zitrusfrüchte und Avocados aber, während die Stadt noch größer wächst und Bauland zunehmend knapp und gleichzeitig wertvoll wird, könnten bald viele Agrarflächen verschwinden.
Nichtsdestotrotz gibt es hier überall Geschichte zu entdecken, wenn ein Besucher fleißig genug ist, obwohl der größte Teil davon in den umliegenden Vororten wie La Alquería und Cortijo Molina zu finden ist. Bedingt vielleicht durch ein Bewusstsein für diese Entwicklung hat die Stadtverwaltung („ayuntamiento“) eine umfassende Liste archäologischen Stätten, die „Carta Arqueológica“ zusammengestellt. Diese enthält viele Stätten, die noch nie vorher verzeichnet wurden und die nicht unter Denkmalschutz stehen. Klar, dass diese von den Planierraupen der Bauträger am meisten bedroht sind.
Die größte Attraktion in Alhaurín de la Torre für Besucher sind zweifellos die Gärten von El Retiro. Die Gärten, die im 17. Jahrhundert vom Bischoff von Málaga, Fray Alonso de Santo Tomás als Alterssitz (deswegen der Name) gegründet wurden, haben eine beeindruckende Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Jeder Bereich versucht den natürlichen Lebensraum den dortigen Tieren von Halbwüste bis hin zu tropischer Sumpf herzustellen. Das Herrenhaus im Zentrum der Gärten wurde auch eindrucksvoll restauriert.
Ein Besuch in El Retiro reicht aus um selbst die abgestumpftesten Besucher dazu zu leiten, das wilde Gedrängel außerhalb seiner Mauer zu vergessen und Alhaurín de la Torre viele ihren irdischen Sünden zu vergeben.
